Auf eine Anfrage der PDS-Abgeordneten Petra Pau hat das Bundesinnenministerium den Bestand der zum Jahresbeginn 2003 im Schengener Informationssystem (SIS) gespeicherten Ausschreibungen mitgeteilt.[1] Von den 9,7 Mio. Sachfahndungsdaten bezogen sich allein 7,6 Mio. auf Identitätspapiere, was sich daraus erklärt, dass alle verloren oder gestohlen gemeldeten Personalausweise und Pässe im SIS erfasst werden.
Sach-
fahndung |
Fahrzeuge | Schuss-
waffen |
Blanko-dokumente | Identitäts-papiere | Banknoten | Gesamt |
SIS gesamt | 1.106.626 | 301.348 | 265.929 | 7.687.008 | 380.710 | 9.741.511 |
Dt. Daten | 150.217 | 143.966 | 141.514 | 1.514.427 | 208.500 | 2.158.624 |
Die rund 1,2 Mio. Personendaten bezogen sich auf 874.032 reale Personen. Von denen waren gerade einmal 1,6 Prozent zur Festnahme und Auslieferung (Art. 95), dagegen 89 Prozent zur Einreiseverweigerung (Art. 96 Schengener Übereinkommen) ausgeschrieben.
Personenfahndung | SIS gesamt | Deutsche Daten |
Festnahme/Auslieferung (Art. 95) | 13.826 | 4.155 |
Einreiseverweigerung (Art. 96) | 775.868 | 269.359 |
Vorläufige Ingewahrsamnahme, Jugendliche (Art. 97) | 16.983 | 1.079 |
Vorläufige Ingewahrsamnahme, Erwachsene (Art. 97) | 16.598 | 1.167 |
Aufenthaltsermittlung (Art. 98) | 34.379 | 2.752 |
Polizeiliche Beobachtung (Art. 99 II) | 10.821 | 544 |
Beobachtung, Geheimdienste (Art. 99 III) | 5 | 0 |
Gezielte Kontrolle (Art. 99 II) | 5.552 | 0 |
Personen gesamt | 874.032 | 279.056 |
Alias-Identitäten | 392.650 | 328.166 |
Personendatensätze total | 1.266.682 | 607.222 |
Nach wie vor ist damit das SIS nur am Rande ein System zur Fahndung nach StraftäterInnen, in erster Linie aber ein technisches Instrument der rigiden Migrations- und Asylpolitik. Die Ausschreibung abgewiesener Asylsuchender erklärt auch den hohen Anteil der Alias-Identitäten. Am SIS sind zwar insgesamt 15 Staaten beteiligt. Bezeichnenderweise sind jedoch 35 Prozent der Art. 96-Daten und 80 Prozent der Alias-Identitäten von Deutschland eingegeben worden.
(Heiner Busch)